Was motiviert dich in deiner Arbeit als Psychotherapeutin?
Mich hat es immer schon fasziniert, dem Leben in all seinen Facetten und Menschen in ihrer Individualität zu begegnen. In der Therapie motiviert es mich, Menschen zu helfen - Erlebtes bzw. Schmerzhaftes zu verarbeiten und sie dabei zu unterstützen, in den persönlichen Begegnungen auch mal Neues zu wagen. Gerade die unentdeckten Möglichkeiten bieten so viel Potenzial. Menschen in der Therapie sind sehr authentisch – das macht das Leben so bunt und bewusst.
Welche KlientInnen sind bei dir in der Psychotherapie besonders gut aufgehoben?
Ich denke grundsätzlich alle Menschen, die den Wunsch hegen, etwas in ihrem Leben verändern zu wollen. Menschen jeden Alters können im Laufe ihres Lebens in Situationen oder Krisen kommen, in denen sie nicht mehr weiterwissen. Psychotherapie in Anspruch zu nehmen, ist ein Hinweis auf Selbstfürsorge und Stärke und nicht von Schwäche. Es zeigt, dass man sich seiner Probleme annimmt und daran arbeiten möchte, sie zu lösen.
Warum hast du dich entschieden, in Gerasdorf eine Praxis zu eröffnen?
Mir war es ein Anliegen, als Seyringerin, meinen gesellschaftlichen Beitrag in der Gemeinde zu leisten. Andererseits finde ich es sehr wichtig, dass es gerade jetzt in der Pandemie eine ortsnahe, regionale psychotherapeutische Versorgung gibt.
Aufgrund der COVID-19-Pandemie meinen Experten, dass psychische Erkrankungen im Anstieg sind. Was ist deine Meinung dazu?
Je länger die Pandemie dauert, umso mehr nimmt die psychische Belastung deutlich zu. Die Symptome zeigen sich unter-schiedlich, aber es sind vermehrt Ängste, Sorgen, Niedergeschlagenheit und Erschöpfungszustände bemerkbar. Gerade in den Familien und Paarbezieh-ungen kommt es zu vermehrten Konflikten, aufgrund von Mehrfachbelastungen und zu viel Nähe.
Welche Tipps kannst du den GerasdorferInnen während der Corona-Krise mitgeben?
Die Krise fordert uns sehr unterschiedlich. Deshalb gibt es
keine allgemein gültigen Antworten und Lösungen auf individuelle Lebenssituationen. Es ist aber wichtig, auf sich selbst und auf andere gut zu achten, zum Beispiel durch Bewegung, gesunde Ernährung, Entspannungstechniken. Ich kann mir auch kleine Zukunftsprojekte überlegen oder mich mit Freun-den zu Spaziergängen verabreden. Es sind gerade die kleinen bewussten Momente und Veränderungen im Hier und Jetzt, die sich zu einem positiven Lebensgefühl formen.
Was kann man Familien in der Krise raten?
In den Familien, sollte man sich Rückzugsmöglichkeiten erlau-ben, Bedürfnisse offen ansprechen und seine typischen Umgangsformen reflektieren. Kinder passen sich grundsätzlich sehr flexibel und schnell Situationen an, doch brauchen sie auch Halt, Perspektiven und Toleranz. Grundsätzlich gilt für alle: wem es wirklich schlecht geht, der sollte sich Rat und Unterstützung holen.